Luft
Die Atmung – ein Hauch der Ewigkeit
Dr. med. Wolfgang Pohl
Facharzt für Lungenerkrankungen,
Dipl. Sportarzt
Die Atmung als ein zentrales Thema des Lebens beschäftigt den Menschen seit jeher. In vielen Kulturen wird die Atmung als Sitz der Lebenskraft angesehen. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass regelmäßig in allgemeinpopulären Zeitschriften und im Internet teils Kurioses zum Thema Atmung veröffentlicht wird.
In folgendem kurzen Artikel möchte ich mich diesem Thema sachlich widmen und auf einige kursierende Halbwahrheiten eingehen. Darüber hinaus möchte ich einen fundierten Einblick in den Prozess des Atemvorgangs ermöglichen, ohne den Leben nicht möglich ist.
Jedes Lebewesen muss atmen
Der Mensch atmet 8- bis maximal 55-mal pro Minute. Pro Atemzug atmen wir einen halben Liter Luft ein und aus. Unter maximaler Anstrengung können wir das Atemzugvolumen (AZV) auf 2,5 Liter steigern – in Abhängigkeit unserer Vitalkapazität (VC). Die Vitalkapazität steht für das maximal eingeatmete Luftvolumen und ist abhängig von unseren Körpermaßen, Alter und Geschlecht. Der Reibungswiderstand in den Bronchien ist so gering, dass wir in einer Sekunde mindestens 75 Prozent unserer Vitalkapazität ausatmen können. Dieses Volumen nennt man FEV1 = maximales ausatembares Volumen in 1 Sekunde. Das Verhältnis zur Vitalkapazität nennt man FEV1%FVC. Beide Werte FEV1 und FEV1%FVC geben sehr gut die Weite beziehungsweise die Enge der Bronchien wieder.
Mit nur drei Werten VC, FEV1 und FEV1%FVC kann man somit einfach unsere Lunge, genauer gesagt die Lungenfunktion, beschreiben (siehe Tabelle 1). Aktuell lassen sich diese Werte bereits mit einem Smartphone plus Mundstück-Adapter messen. Wichtig dabei ist, dass man sich beim Einatmen (langsames Manöver) und Ausatmen (rasches Manöver) maximal anstrengt.
Tiefer atmen, länger leben?
Weil das Thema Atmung leider durch die Zunahme von Lungenerkrankungen wie Emphysem, Lungenfibrose, COPD und Asthma an Bedeutung gewinnt, möchte ich Sie als Leser ein wenig tiefer in das Fachgebiet hineinführen.
Immer wieder liest man, wie gesund ein bewusstes Atmen sein soll – dass derjenige, der tiefer atmet, besser, vielleicht sogar länger lebt. Das stimmt leider so nicht.
Die Hauptaufgabe der Lunge ist es, Sauerstoff (O₂) aufzunehmen und Kohlenstoffdioxid (CO₂) abzugeben. Sauerstoff ist der Hauptenergieträger, ohne den wir maximal 5 Minuten überleben können, dann stirbt unser Gehirn (Schlaganfall). Kohlenstoffdioxid ist das wichtigste Stoffwechsel-Abfallprodukt. Somit ergibt sich ein klares Problem, wenn unsere Lunge geschwächt ist oder sogar versagt (Ateminsuffizienz).
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