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24/7 – Wie nutzt du deine Zeit?
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24/7 – Wie nutzt du deine Zeit?

Laura Szczypior
Assistenzärztin Innere Medizin
Rüegsau, CH

Gibt es etwas, was jeden stört oder womit jeder «zu kämpfen» hat? Andere beobachtend oder mein eigenes Leben betrachtend, würde ich behaupten, dass es der zunehmende «Zeitmangel» ist.

Zeit und festgelegte «Rhythmen»

Leben und Zeit hängen eng zusammen. Beobachten wir genauer die Natur, die Tiere und unseren eigenen Körper, können wir klare Rhythmen erkennen. Alles hat seine Zeit: Winter, Frühling, Sommer und Herbst. Dem Tag folgt die Nacht, und jedes Wesen, der Mensch eingeschlossen, lebt in diesem vorgegebenen Zeitparameter – nach dieser «Uhr». Alles ist geordnet und wiederholt sich regelmäßig!

Woher aber stammt dieser Rhythmus? Was passiert, wenn diese festgelegten Abläufe gestört werden, und welche Prozesse laufen eigentlich im Menschen nach diesen Rhythmen ab? Dazu gehören unter anderem die Aktivität unserer Gehirnwellen, also Schlaf und Wachzustand, die Produktion von Hormonen, die Regeneration unserer Zellen, die Regulation der Körpertemperatur, die Einnahme und Ausscheidung der Nahrung und die motorische Aktivität. Dieser 24-Stunden-Rhythmus heißt wissenschaftlich «Circadian (circa ein Tag) Rhythmus». Bestimmte physiologische Funktionen unseres Körpers spielen sich fix danach ab. Ist das nicht bewundernswert? Eine perfekte Synchronisation!

Anatomisch gesehen befindet sich diese innere biologische Uhr (auf Englisch «Master-Clock») in unserem Gehirn, genauer gesagt im «Nucleus suprachiasmaticus», der andere Gewebe und Organe in unserem Körper steuert.

Die Forschung hat entdeckt, dass dieser Rhythmus auch in einer isolierten Lunge, Leber oder in einem anderen Organ oder Gewebe (in einem Gefäß gezüchtet) existiert. Dies weist darauf hin, dass jede Zelle in unserem Körper mit einer solch eigenen inneren Uhr ausgestattet ist, wohingegen der Nucleus suprachiasmaticus als die zentrale Uhr angesehen wird, die die anderen «Uhren» in den Zellen «kontrolliert». Interessanterweise können diese Zyklen mit externen Zeitsignalen synchronisiert werden. Sie bestehen aber auch unabhängig von externen Zeitsignalen.

Ein typisches Beispiel solcher Signale liefert die Sonne. Auch künstliches Licht, wie z. B. das Blaulicht von elektronischen Geräten, übt einen Einfluss aus. Dieses Blaulicht bremst 25 Mal stärker als weißes Licht die Ausschüttung von Melatonin, einem Schlafhormon, das den Schlaf fördert. Es ist deshalb abzuraten, vor dem Schlafengehen Tablets, Smartphones, Fernseher und andere Displays zu benutzen.


Regelmäßige Abläufe

Aus verschiedenen Gründen kann unser biologischer Rhythmus beeinträchtig werden. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Jetlag (die Zeitdifferenz, die durch Langstreckenflüge entsteht). Unter anderem gehören Symptome wie Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Desorientierung, geschwollene Beine und Hände, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Entleerungsstörungen und schlechte Laune dazu.

Ein anderes Beispiel ist die Arbeit im Nachtdienst. Man hat festgestellt, dass langfristiges Arbeiten im Nachtdienst das Risiko für bestimmte Krankheiten erheblich erhöht. Dazu gehören Magenbeschwerden, Herz-Kreislaufkrankheiten, Blutzuckerkrankheit und Krebs.

Nicht immer kann man die Arbeit wechseln oder einen langen Flug vermeiden, aber es hat sich bestätigt, dass, wenn man Nachtdienste leisten muss, dazu aber einen gesunden Lebensstil führt, diese Risiken deutlich vermindert werden. In einem Satz: Es lohnt sich, gesund zu leben! Auf Schlafhygiene, ausgewogene und regelmäßige Ernährung, Bewegung (am besten an der frischen Luft) und auf erbauende zwischenmenschliche Beziehungen zu achten, zahlt sich aus!

Dies führt uns wieder zurück zum Schlüsselwort: Zeit. Wie oft werden die gesunde Lebensweise und all ihre positiven Folgen vernachlässigt, weil wir keine Zeit dafür finden – uns keine Zeit dafür nehmen! Der «Zeitmangel» kann unsere Harmonie beeinträchtigen und uns immer stärker stressen. Immer mehr Forschungsergebnisse weisen darauf hin, wie viel Schaden uns chronischer Stress zufügt.

Zu beachten gilt:

  1. Jede traditionelle Hausfrau weiß, dass eine gesunde, nahrhafte Mahlzeit in der Vorbereitung Zeit benötigt. Auch wenn man den eigenen Garten gleich um die Ecke hat, müssen Obst und Gemüse erst geerntet werden. Immer häufiger greift man daher aus Zeitmangel zu fertigen, also industriell verarbeiteten Produkten. Hauptsache, wir haben etwas zum Essen auf dem Tisch und müssen den Tag nicht hungrig überstehen. Dabei spielt der Nährwert oft eine untergeordnete Rolle. Dazu kommt, dass die Mahlzeiten unregelmäßig stattfinden und man sich für sie immer weniger Zeit nimmt. Viele wichtige Nährstoffe bleiben durch einen solchen Lebensstil aus, und auch die erbauenden Beziehungen, die am Esstisch gepflegt werden, fallen weg.
  2. Wir arbeiten – und tun zahlreiche andere Dinge – oft bis spät in die Nacht. Man bleibt länger wach. Die Schlafenszeit wird immer kürzer. Das reicht nicht, damit sich unser Körper vollständig erholen kann. Dieser Schlafmangel beeinflusst unsere Wirksamkeit, die Stressbelastbarkeit und unsere Gesundheit rundum. Er erhöht das Risiko für Kreislauferkrankungen, metabolische Störungen, Tumore und Depression.
  3. Der dritte Aspekt ist der Bewegungsmangel oder die monotone Bewegung ohne Abwechslung. Wer im Büro arbeitet, sitzt mindestens 7 Stunden pro Tag. Meist wird der Arbeitsweg im Auto, Zug oder Bus auch sitzend verbracht. Und weil wir uns so müde und ausgelaugt fühlen, besteigen wir ohne Augenzwinkern jede Rolltreppe und jeden Lift, statt über Stufen zu steigen.
  4. Wie steht es um unsere Beziehungen? Wie viel Zeit verbringen wir tatsächlich mit unserem Partner, unserer Familie, mit Freunden und Verwandten?


24/7

Der Tag wird immer 24 Stunden und die Woche immer 7 Tage haben – und das gilt für alle Menschen! Das können wir, Gott sei Dank, nicht ändern. Was aber lässt sich ändern? Was macht Sinn? Wollen wir überhaupt etwas ändern? Haben wir etwas zu optimieren, wenn es um den Ausgleich zwischen Zeit und Arbeit geht? Darüber könnte man viel reden, aber jeder Einzelne spürt am besten, wo er seine Zeit «verliert». Zeitmanagement lautet das Wort der Stunde, und das bedeutet: Prioritäten richtig setzen.

Erlauben Sie mir eine kurze Anmerkung: Heutzutage wird zunehmend falsch mit der sogenannten modernen Technologie – Smartphone & Co. – umgegangen! Der Spruch «Das Smartphone verbringt mehr Zeit mit uns als irgendein Mensch» trifft ins Schwarze. Zahlreiche Studien verweisen darauf, dass Smartphones unsere Konzentration beeinträchtigen und uns ungesunde Abhängigkeiten von diesen Geräten und vom Internet geradezu fesseln. Vereinsamung, Depression und Angststörungen sind häufige Folgen!


Zeitmanagement und Effektivität

Es gibt viele Bücher, Ratgeber und Methoden, die uns lehren möchten, wie man effektiver arbeiten, studieren und sich besser konzentrieren kann, kurz: Wie man in all den täglichen Anstrengungen erfolgreicher sein kann. Mehr oder weniger geht es bei all diesen Konzepten um die richtige Zeiteinteilung. Ich werde mich hüten, Ihnen nun irgendeine Methode verkaufen zu wollen, denn vieles ist in unserem Leben sehr individuell, obwohl wir Menschen grundsätzlich ähnliche Bedürfnisse haben, gerade wenn es in Zusammenhang mit unserer Physiologie bzw. mit Körper, Seele und Geist steht. Es ist daher kein Zufall, dass unsere innere Uhr reibungslos tickt, wenn wir:

  • Genügend und regelmäßig schlafen
  • Weniger oder «kontrolliert» Stress haben
  • Ausreichend Sonnenlicht genießen
  • Regelmäßig Bewegung an der frischen Luft tätigen
  • Ausgewogene und gesunde Nahrung zu uns nehmen
  • Auf Nikotin, Drogen und Alkohol verzichten
  • Gute Beziehungen pflegen


Was noch? EINEN Ruhetag & Co.

Stellen Sie sich vor, jede Woche einen Tag zu haben, einen ganzen Tag wöchentlich, um einfach «nur zu sein». Loslassen, gelassen sein, den Tag nicht für Pflichten, die wir unter der Woche nicht geschafft haben, hingeben zu müssen, sondern tatsächlich und ausschließlich für die Ruhe einzusetzen. Für die Beziehungspflege mit Mitmenschen, dem Partner und der Familie. Einen Tag für tieferes Nachdenken ohne Hektik – einfach einen ganzen Ruhetag zu haben! Das klingt doch realistisch und ermutigend, oder?

Auch unter der Woche wäre es gut, täglich solch eine Weile für tieferes Nachdenken und für die Stille zur Verfügung zu haben. Wir sind doch keine Maschinen, die Tag und Nacht arbeiten! Damit wir gut funktionieren, brauchen wir mehr als Benzin und Schmiere.

Einiges kann man nicht nachholen. Einiges kann man nicht einfach speichern. Einiges kann man nicht ersetzen. Einiges muss einfach regelmäßig stattfinden! Finden wir Zeit dafür und versuchen wir, das Vakuum rund um unsere wahren Bedürfnisse anderweitig zu ersetzen? Das ist nicht der richtige Weg!

Uns müssen die ganze Physiologie und die Bedürfnisse unseres Körpers, der Seele und des Geistes mehr bewusst werden! Wir dürfen nicht fortfahren, diese Harmonie allmählich zu zerstören und Raubbau zu betreiben! Komisch und unnatürlich, dass wir uns leider immer mehr selber Schaden zufügen!

Ist der vielbesagte Zeitmangel tatsächlich der echte Grund dafür, dass wir es nicht schaffen? Oder hat dies nicht mit unserer Einstellung, unseren Erwartungen, Vorstellungen und den falsch gestellten Prioritäten zu tun?

Das Gefühl, dass wir zu wenig Zeit haben, gründet doch darauf, dass wir immer mehr wollen, als ob wir Angst hätten, dass wir die Dinge verpassen, ohne sie zu sehen, ohne sie zu erleben. So viele Träume haben wir, und am besten wäre es, alles auf einmal zu erreichen. Ist das der richtige Weg? Ist es das, was wir wirklich brauchen? Können wir unter diesen Umständen Ruhe und Gelassenheit finden?

Lassen Sie uns zu einem einfachen Leben und einem gesunden Umgang mit der uns zur Verfügung stehenden Zeit zurückfinden! Weniger ist in den meisten Fällen tatsächlich mehr!

 

 

 

 

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