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Vitamin D – Sonnenschein aus der Pille?
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Sonne
Vitamin D – Sonnenschein aus der Pille?

Wie viel Zeit verbringen Sie in der Sonne? Oder glauben Sie, es reicht, Vitamin D in Form von Tabletten zu schlucken?

Jonathan Häuer
Assistenzarzt Orthopädie und Unfallchirurgie

Nicht nur durch die Industrialisierung ging der Trend dorthin, dass wir uns immer weniger im Freien aufhalten. Wir arbeiten in Büros oder Industriegebäuden. Wir arbeiten nachts statt tags und schlafen somit, wenn die Sonne scheint. Dadurch sehen auch unsere Augen weniger Sonnenlicht und mehr künstliches Licht. Wir verbringen mehr Zeit mit digitalen Medien, mit denen wir uns auch nicht unbedingt draußen in die Sonne setzen. Und wenn wir in der Sonne sind, sind wir das nur kurzzeitig – oder aber sehr lange und intensiv, zum Beispiel, wenn wir im Urlaub sind.Die Hände und das Gesicht von Menschen, die in Innenräumen arbeiten, bekommen nur sehr wenig Sonne zu sehen. Dänische und deutsche Studien haben gezeigt, dass diese Körperteile nur etwa drei Prozent der gesamten Sonnenzeit dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Dazu kommt, dass Kampagnen zur Prävention von Hautkrebs dazu führen, dass die Sonnenexposition in den letzten Jahren weiter reduziert wurde.

Sonnenlicht ist gut für die Gesundheit
Dabei konnten schon so viele positive Auswirkungen des Sonnenlichts auf unsere Gesundheit festgestellt werden. Es kommt in der Prävention und Behandlung von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Ekzemen sowie bei der Winterdepression zum Einsatz. Eine regelmäßige Sonnenexposition könnte Darmkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs, Lymphdrüsenkrebs, Multipler Sklerose, Bluthochdruck und Diabetes vorbeugen – um nur einige zu nennen.

Vitamin D-Tabletten statt Sonne?
Nun ist es aber bei den meisten von uns so, dass wir uns eben nicht so viel in der Sonne aufhalten. Daher stellt sich die Frage, ob man das gute Sonnenlicht nicht auch durch etwas anderes ersetzen kann – Vitamin D zum Beispiel. Dieses sogenannte «Sonnenhormon» kann man einerseits über die Nahrung zuführen – auch wenn das keine so großen Mengen sind –, andererseits kann man Vitamin D auch in Form von Kapseln oder Tabletten einnehmen. Das wäre doch praktisch: jeden Tag eine Pille und ich muss mich nicht mehr in die Sonne setzen. Das verursacht sowieso nur Hautkrebs, richtig? Wahrscheinlich haben wir uns aber zu früh gefreut. Denn obwohl die meisten positiven Effekte des Sonnenlichts auf Vitamin D zurückgeführt wurden, ließen sich gerade diese Effekte durch Vitamin D-Pillen nicht erreichen. Bei ansonsten akzeptablen Vitamin D-Spiegeln erscheint das nicht so Erfolg versprechend. Schauen wir uns einmal genauer an, wie diese Ansichten zustande kamen.

Ursachenforschung
Es war schon länger bekannt, dass Vitamin D eine wichtige Rolle für die Knochengesundheit spielt und dass es durch Sonneneinstrahlung in der Haut produziert wird. Allerdings wurden in den letzten Jahrzehnten in immer mehr Organen Vitamin D-Rezeptoren gefunden. Daraus schlussfolgerten die Forscher, dass Vitamin D auch eine wichtige Rolle bei vielen anderen Stoffwechselfunktionen spielt. Groß angelegte Beobachtungsstudien haben dann gezeigt, dass niedrige Vitamin D-Spiegel mit einer höheren Gesamtsterblichkeit und einer höheren Sterblichkeit an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und jetzt auch COVID-19 assoziiert sind. Nur eine Frage ließ sich damit nicht beantworten: ob Vitamin D auch ursächlich für diese Zusammenhänge ist.

 

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