Ernährung
Kann man Glück essen?
Wie unsere Nahrung unsere Emotionen beeinflusst
Dr. med. Ruedi Brodbeck
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH, Psychosomatische und Psychosoziale Medizin SAPPM,
Diplom für Biblische Theologie und Pastoralarbeit
Alchenflüh, CH
Die meisten Menschen verbinden Essen mit Emotionen. Wir kennen dabei die Folgen von negativen Gefühlen, wenn einem vor Schreck «das Essen im Hals stecken bleibt», wenn Ärger, Wut oder Stress dazu führen, dass die einen «keinen Bissen runterkriegen», während andere «sich vollstopfen». Viel angenehmer sind natürlich positive Erinnerungen an ein Festessen, an ein gemütliches «Tête-à-tête» im Restaurant am See oder auch nur an die einfache, aber stärkende Mahlzeit nach einer langen Bergwanderung.
Der Volksmund behauptet: «Hunger ist der beste Koch», und bereits vor Jahrtausenden schrieb König Salomo in seinen Sprüchen: «Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass». Es ist seit langem bekannt, dass sowohl die Begleitumstände, das Ambiente als auch die Zubereitung und Präsentation des Essens mit zu unserer unmittelbaren emotionalen Reaktion beitragen; darauf wird daher hier nicht näher eingegangen.
«Nutritional Psychiatry» – eine neue Fachrichtung
Weniger bekannt ist, dass auch das, was wir essen, unsere Emotionen und unsere Lebensqualität längerfristig beeinflusst. Zwar sind diesbezüglich noch längst nicht alle Fragen geklärt, doch Erkenntnisse aus den in den letzten Jahren durchgeführten Studien haben zur Entwicklung einer neuen Therapierichtung geführt. Im englischsprachigen Raum wurde dafür der Begriff «Nutritional Psychiatry» geprägt. Wörtlich übersetzt bedeutet er «Ernährungspsychiatrie», was für uns doch etwas sonderbar klingt.
Wenn es an Glück mangelt
Vereinfacht ausgedrückt, kann man vier wesentliche Grundemotionen unterscheiden: Zufriedenheit und Glück, Angst und Furcht, Wut und Ärger sowie Depression und Traurigkeit. Glück im Sinne eines Zustandes, also glücklich sein, heißt Erleben von möglichst vielen positiven Emotionen. Depressive Erkrankungen hingegen charakterisieren sich durch die verminderte Fähigkeit, Freude und Glück zu empfinden. Depressionen und andere seelische Erkrankungen werden zunehmend als multifaktoriell bedingte Erkrankungen verstanden. Diese Krankheiten entstehen erst durch das Zusammenwirken verschiedener körperlicher, seelischer, sozialer und spiritueller Faktoren. Dabei existiert ein Zusammenhang mit der Entwicklung sogenannter neurodegenerativer Erkrankungen wie z. B. der Parkinsonkrankheit oder der Demenz (nicht nur vom Alzheimer-Typ).
Solche Krankheiten werden immer häufiger. Die entsprechenden Therapien sind in ihrer Verfügbarkeit (Psychotherapie) und Wirksamkeit (Medikamente) beschränkt und teilweise mit erheblichen unerwünschten Nebenwirkungen belastet. Daher besteht ein großes Interesse an neuen, natürlichen und ursächlichen Behandlungsmöglichkeiten.
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