Bewegung
Neues Antidepressivum: Aktivität+, zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie sich selbst!
Schlechtes Wetter, keine Zeit, fehlende Motivation – zahlreich sind die Gründe, sich nicht zu bewegen. So verständlich dies auch scheint, so schwerwiegend können die Auswirkungen sein.
Dörthe Meisel
Dipl. Psychologin
Ich bleibe am liebsten zu Hause
Gisela berichtet, wie sie in einer Lebenskrise nicht mehr die Kraft fand, ihre Wohnung zu verlassen. Es wurde zur Gewohnheit, dass Nachbarn und ihre Tochter die Einkäufe für sie mitbrachten. Tagsüber lag sie meist auf dem Sofa und schaute fern. Wurde sie dennoch von ihrer Familie oder Bekannten eingeladen, verursachte ihr das so viel Anspannung und inneren Stress, dass sie lieber absagte. So war sie in den letzten Jahren nur alle paar Monate mal für ein paar Stunden außer Haus gewesen, wenn ihre Schwester oder Tochter sie ausdauernd «bedrängten». Hinzu kam, dass über die Zeit schon geringe körperliche Belastungen zu Herzrasen, Unwohlsein und Schwindel führten. Aufgrund des sichtbaren Abbaus ihrer Mutter drängte die Tochter auf eine Reha-Behandlung wegen Depression.
Depression und körperliche Betätigung
Es gibt zahlreiche Studien, die die Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und dem Auftreten depressiver Erkrankungen, einschließlich des Schweregrades, untersucht haben. Dabei zeigte sich, dass höhere Aktivitätslevel allgemein mit weniger depressiven Symptomen einhergehen, was sich auch während der Coronasituation bestätigte. Zudem sagte körperliche Aktivität in Längsschnittstudien ein deutlich reduziertes Risiko für das Auftreten einer depressiven Erkrankung in den nachfolgenden Jahren vorher, während körperliche Inaktivität in Kombination mit mentaler Passivität, wie beispielweise Fernsehen, besonders risikobehaftet war. Für einen positiven Effekt schienen hier mitunter auch bereits relativ niedrig-intensive sowie kurze Aktivitäten wirkungsvoll zu sein (siehe dazu «Ideen für mehr Bewegung» am Schluss des Artikels). Besonders deutlich wurde das Risiko bei Personen reduziert, bei denen eine ausgeprägte genetische Wahrscheinlichkeit bestand. Schon knapp 30 Minuten Bewegung pro Tag führen zur (deutlichen) Reduktion des Risikos, an einer Depression zu erkranken. Zusätzliche Bewegung pro Tag kann das Erkrankungsrisiko noch stärker minimieren.
Körperliche Aktivität als Therapie bei Depression
Bereits seit den 1970er Jahren in Studien geprüft, ergaben sich auch hier überwiegend positive Ergebnisse. In Abhängigkeit von der untersuchten Bewegungstherapie (Art der Aktivität, Dauer, Häufigkeit, Intensität) und den vielfältigen Erscheinungsformen der Depression variierte die Wirkung zwischen klein bis zu sehr groß. Während häufig angeleitete Trainingsprogramme mit einer Dauer von 8 bis 20 Wochen auf ihre mittel- und langfristigen Auswirkungen untersucht worden sind, gibt es inzwischen auch Belege für kurzfristige stimmungsaufhellende Effekte einzelner Bewegungseinheiten. Es zeigte sich, dass Betroffene, die sich über ein Jahr hinweg 150 bis 180 Minuten pro Woche bewegten, klinisch bedeutsame, niedrigere Depressionswerte aufwiesen als betroffene Personen, die sich nicht oder wenig bewegten.
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