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Wenn die Winde wehen ...
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Luft
Wenn die Winde wehen ...

Dr. Med. Stefan Walzik
Facharzt Innere Medizin, Weiterbildung in Gastroenterologie

«Tief durchatmen!», denkt man nach einem anstrengenden Tag im Büro, wenn man den ersten Fuß nach draußen setzt und einem die angenehm frische Luft entgegenschlägt. «Tief durchatmen!», denkt man, wenn man einen Waldspaziergang macht und die wunderbar – würzig kühle Luft durch die Lungen strömt. Doch wer kennt nicht die schon fast peinliche Situation, dass es ganz plötzlich gar nicht mehr so frisch riecht, weil irgendeine Art von Verdauungsgas die Atemluft belastet – und es am Ende noch das eigene Lüftchen ist, das aufdringlich seine Runde zieht? Da gibt es statt des «tief durchatmen» nur noch ein «Nase zu und durch».

Woher weht dieser Wind?
Woher kommen überhaupt diese unliebsamen «Winde»? Wie entstehen Darmgase und was sind die häufigsten Ursachen von Blähungen? Gibt es etwas, wodurch man sie beeinflussen oder sogar beheben könnte? Medizinisches Fachpersonal versteckt sich gerne bei so intimen und oft peinlichen körperlichen Erscheinungen hinter griechischen oder lateinischen Fachbegriffen. Mit «Meteorismus» meint der Arzt den Aspekt der Blähung, der manchmal sehr unangenehm werden kann und sogar zu kolikartigen Schmerzen führt. Durch die «Flatulenz» erfährt der Betroffene dann Erleichterung, gemeint ist das geruchsintensive, manchmal auch hörbare Entweichen der Darmluft.
Kaum zu glauben, aber 24 dieser Erleichterungen in 24 Stunden werden noch als normal definiert, da hierzu auch die unbewussten Tönchen zählen. Tatsächlich produzieren wir auch unter physiologisch gesunden Umständen pro Tag bis zu 50 Liter Darmgas. Der größte Anteil hiervon verlässt über den Umweg von Blut und Leber durch die Lunge unseren Körper. Nur ein verschwindend kleiner Teil von 2 Litern findet seinen Weg über den Darmausgang. Chemisch gesehen handelt es sich hierbei meist um «stinknormale» Luft, Kohlendioxid sowie Kohlenwasserstoffe und schwefelhaltige Verbindungen. Letztere verleihen den Winden den unangenehmen Geruch.
Die Ursachen für Blähungen sind in der Regel unbedenklich – wie das Verschlucken von Luft bei zu hastigem Essen oder während der Schwangerschaft und Stillzeit. Wer gerne Sprudelwasser oder kohlensäurehaltige Getränke trinkt, kennt sicher auch das Bestreben des Gases, den Körper wieder zu verlassen. Leider geschieht das nicht nur über die Speiseröhre. Ähnliches gilt für Soda und Backpulver, die sich mit der Magensäure in Kohlensäure verwandeln. Auch bestimmte Medikamente wie das Diabetesmittel Acarbose oder Antibiotika im Allgemeinen sind dafür bekannt, durch die veränderte Darmflora Verdauungsbeschwerden wie Blähungen auszulösen.
Blähungen können außerdem Ausdruck einer schon länger bestehenden chronischen Erkrankung sein, bei der der Meteorismus allerdings nicht das erste Symptom ist. Beim Diabetiker kommt es zum Beispiel durch die langjährige Nervenschädigung im Magen und Darm zur verzögerten Verdauung und damit häufiger zu Gärung und Fäulnis.
Bei Herzpatienten ist möglicherweise der Abtransport der physiologischen Darmgasmenge über das Blut verzögert. Auch bei einer Leberschwäche oder einer sogenannten Pfortader-Thrombose kann der Abtransport des Gases über das Blut erschwert sein. All diesen Ursachen ist gemeinsam, dass die Blähung auf keinen Fall das erste Symptom ist, sondern erst auftritt, nachdem die chronische Erkrankung schon lange bekannt ist.

 

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