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Eine Schere für die digitale Nabelschnur
Foto: iStock.com/Ridofranz

Ruhe
Eine Schere für die digitale Nabelschnur

Wie Abschalten mit und ohne Medien gelingt

Kornelia Langer
Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin, freie Lektorin (editing.dreams)

Technische Neuerungen sind meistens eine tolle Sache. Doch obwohl keine Generation vor uns mehr Hilfsmittel hatte, die das Leben vereinfachen, scheinen wir permanent unter Zeitdruck zu stehen. Vielen fällt es immer schwerer, Abstand zu den Anforderungen des Tages zu gewinnen oder gar Stille auszuhalten. Warum?

An sich gibt es genügend Möglichkeiten, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber wie bewusst gestalten wir die Pausen, die wir machen? Am einfachsten ist es oft, das Smartphone zu zücken, das bei manchen an der Hand festgewachsen zu sein scheint. Man checkt den Status der Freunde oder die neusten E-Mails, scrollt sich durch die letzten News oder streamt ein lustiges Video. Ich vermute, Sie kennen das. Doch wie erholt ist man danach wirklich?

Der Nährgehalt digitaler Pausensnacks
Die meisten nutzen ihren Minicomputer sowohl privat als auch beruflich. Dadurch ist eine zeitliche, gedankliche und emotionale Trennung der beiden Bereiche zunehmend schwieriger. Zudem haben diese Gebrauchsmuster Folgen, die sich oft erst nach einiger Zeit andeuten. Zum Beispiel berichten 68 Prozent der Handybesitzer von eingebildetem Vibrationsalarm.1 Wie kommt das? Jedes Mal, wenn das Mobiltelefon ein Lebenszeichen von sich gibt, findet ein Feuerwerk im Gehirn statt, und mit der Zeit entwickelt sich ein Suchtmechanismus. Bei einem «Like» oder erfreulichen Mails beispielsweise wird das Belohnungszentrum aktiviert – man wird gesehen, beachtet und wertgeschätzt. Ein menschliches Grundbedürfnis. Deshalb besteht für das Gehirn so schnell auch kein Grund, sich eine andere Beschäftigung zu suchen – es sei denn, es findet sich etwas noch Besseres. Aber auch bei Informationen, die Stress auslösen – zum Beispiel bei potenziell bedrohlichen Schlagzeilen –, ist es schwer, ein Ende zu finden und den Kanal zu wechseln. Das Gehirn wird nämlich durch den Adrenalinausstoß auf subtile Weise in Alarmbereitschaft versetzt und es entsteht unterbewusst der Wunsch, möglichst umfassend auf den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Darüber hinaus identifizieren Algorithmen die persönlichen Vorlieben eines Nutzers für bestimmte Produktbereiche. Sie erkennen, wenn man an negativen Nachrichten hängenbleibt, und bieten immer mehr davon an. Das Phänomen «Doom-Scrolling» beschreibt exzessives Konsumieren negativer Nachrichten im Internet und kann durchaus in eine gesundheitliche Abwärtsspirale münden. Betroffene können nicht aufhören, obwohl sie zunehmend frustriert und gereizt werden, die Schlafqualität beeinträchtigt ist oder sie – je nach Typ – Angst und psychosomatische Beschwerden entwickeln.

 

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