Ernährung
Sinn oder Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln
Dr. med. Stefan Leitner
Facharzt für Innere Medizin
Klagenfurt, A
Sind Sie nicht auch schon über eine Anzeige gestolpert, in der versprochen wurde, die Krankheit XY könnte mit der Einnahme von nur einer Tablette pro Tag gelindert werden? Oder Ihr Energiepegel werde damit um 50 % angehoben? Solche und andere Versprechungen, die gezielt auf die Bedürfnisse und Sorgen von Menschen gerichtet sind, weisen auf eine zentrale Strategie von Firmen hin, die sich auf die Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) spezialisiert haben.
Allein in Deutschland hatte im Jahr 2018 der Markt an NEM ein Wachstum von 6 % zu verzeichnen, mit einem Gesamtvolumen von 2,1 Mrd. Euro. Bestellt werden kann im Internet und auf Amazon, oder man wählt den Weg in die Apotheke des Vertrauens. So groß der Markt auch sein mag, so kontrovers sind die Meinungen über die Sinnhaftigkeit von NEM. Manche schwören darauf und nehmen täglich eine auf sie zugeschnittene Mischung an Tabletten, Pillen und Säften, um ja keinen Mangel zu bekommen. Die Kraft muss gesteigert werden, um den Körper auf die nächste Stufe zu heben. Die anderen bezeichnen diese akribische Einnahme als Produktion von «teurem Urin», da diese Mittel ihrer Meinung nach eins zu eins wieder über unsere Nieren ausgeschieden werden.
Wer hat Recht?
In diesem Artikel wollen wir uns damit beschäftigen, unter welchen Umständen es Sinn macht, auf NEM zurückzugreifen und in welchen Situationen man sich zurücklehnen kann und nicht bei jedem neuen Hype mitmachen muss.
Eine grundsätzliche und bedeutende Frage, die sich jeder selbst stellen muss, lautet: Ist die Ernährungsweise, für die man sich entschieden hat, so vollwertig, dass sie alle wichtigen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente abdeckt?
Da diese Frage nicht pauschal beantwortet werden kann, liefere ich hier keine eindeutige Empfehlung für oder gegen bestimmte Substanzen oder NEM. Tatsache ist: Die durchschnittliche Ernährung gibt es, zumindest in der jüngeren Generation, nicht mehr. Trends wie Veganismus, der Fast-Food Boom, Low-carb oder die Extremvariante «ketogene Ernährung» sind allgegenwärtig und erfreuen sich immer breiterer Beliebtheit. Dies bringt auch mit sich, dass es durch die verschiedensten Ernährungsüberzeugungen zu Mangelerscheinungen kommen kann.
Vegane Ernährung
Die vegane Ernährungsweise erfreut sich auch in unseren Breiten, insbesondere bei der jungen urbanen Bevölkerung, immer größerer Beliebtheit. Sie ist von Natur aus cholesterinfrei. Studien wie die «Adventist Health Study» belegen eine statistische Lebensverlängerung von knapp sieben Jahren – verglichen mit Personen, die regelmäßig Fleisch essen.
So gesund vegan prinzipiell sein mag, kann man sich doch auch als vegan lebender Mensch einseitig und ungesund ernähren. Deshalb müssen wir uns etwas detaillierter mit möglichen Mangelerscheinungen beschäftigen.
Eine Substanz, die in pflanzlichen Produkten, wie sie Veganer zu sich nehmen, praktisch nicht vorkommt, ist das Vitamin B12. Viele Nahrungsmittelproduzenten setzen daher dieses Vitamin ihren Erzeugnissen zu. Eine Substitution (separate Zugabe) von Vitamin B12 ist aber trotzdem unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle unerlässlich. Auch Blutwertetests müssen durchgeführt werden. Ein Vitamin B12-Mangel kann, wenn er unbehandelt bleibt, zu schwerwiegenden Folgen des Nervensystems und der Blutbildung, ja sogar bis zum Tod führen.
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