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Trauer und Verlust – Wenn Beziehungen am Lebensschnittpunkt abrupt enden
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Beziehungen
Trauer und Verlust – Wenn Beziehungen am Lebensschnittpunkt abrupt enden

Zu den größten Herausforderungen im Leben gehört das Abschiednehmen von geliebten Menschen. Besonders dann, wenn Beziehungen plötzlich und unerwartet auseinandergerissen werden.

Günther Maurer
Gesundheitsberater und Seelsorger

Sei es wegen Tod durch Unfall, Herzinfarkt oder auch durch Suizid, unabhängig vom auslösenden Anlass, tragisch ist es immer. Der Alltag ändert sich überfallsartig von einem Moment auf den anderen. Das Abrupte, Unerwartete, Unverhoffte löst einen Schock aus, der Menschen im Kern erschüttert. Danach sind der Alltag, das Leben, das Vorhersehbare, die Pläne und Träume … nicht mehr so wie zuvor. Und die emotionale Erschütterung gehört ab sofort zur eigenen Lebensbiografie. Betroffene bleiben mit Unausgesprochenem und Nicht-Gesagtem, aber auch mit dem Unvermögen, be- «greifen» zu können, was passiert ist, zurück. Nicht nur die Situation, sondern auch die Person ist wortwörtlich un-«fassbar». Menschen, die vor dem Todesfall in einer emotional stabilen Lebenslage lebten und danach von ihren Angehörigen bzw. Freunden aufgefangen werden, haben es besser als solche, die niemanden zum Reden haben und bereits länger unter Stress oder Depression leiden.

ABSCHIED IN KATASTROPHEN
Situationen, die eine Beziehung auseinanderreißen, geschehen auch durch besondere äußere Umstände wie zum Beispiel Krieg, Flucht, Kontaktabbruch (sogenanntes «Ghosting »), Vermisstenmeldung oder behördliche Auflagen wie in einer Pandemie, die Abschiednehmen in normalen und gewohnten Abläufen nicht zulassen oder dies zumindest außerordentlich erschweren. Trauernde erleben dabei nicht nur den schmerzvollen Verlust eines geliebten Menschen, nein – sie können ihn in seinen letzten Stunden nicht gebührend begleiten und bleiben mit ihrer Trauer allein. Hilfreiche und allgemeingültige Abschiedsrituale werden verhindert oder nur im kleinsten Rahmen gestattet. Als Seelsorger kenne ich solche Situationen aus leidvollem Erleben in der Begleitung von Trauernden. Als Ersatz für einen persönlichen Abschied greift die moderne Technik im schlimmsten Fall zu digitalen Kommunikationsmöglichkeiten. Doch das ist kein Ersatz – das Gegenüber bleibt weit entfernt, und beide Seiten fühlen sich allein gelassen.

TRAUERRITUALE IN DER HERAUSFORDERUNG BESONDERER UMSTÄNDE
Schon die Terminsuche für eine Abschiedsfeier braucht ein Übermaß an Anpassungskraft, denn in vielen Fällen können Verwandte und Freunde wegen Grenzsperren oder gestrichener Flüge nicht dabei sein. Lockdowns und Personenbeschränkungen, der Pandemie geschuldet, verhindern gemeinsames Trauern. Umstände erzwingen das «Aufbewahren » so mancher Urne, um später bei besseren oder veränderten Umständen vielleicht doch noch eine gemeinsame Trauer- oder besser gesagt Erinnerungsfeier zu gestalten. Der lang aufgeschobene «letzte Gruß» wird als besonders belastend empfunden. Gemeinsames Trauern – ein ganz wesentlicher, abschließender Beziehungsbaustein – muss dadurch erneut durchlitten werden.

 

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