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Kollektive Integrität
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Integrität
Kollektive Integrität

In welcher Werte-Gemeinschaft will ich leben? Wir haben klare Vorstellungen, nach welchen Werten die Gesellschaft ticken sollte: am besten nach unseren eigenen. Sind wir uns dieser Werte aber immer bewusst und können sie benennen?

Anja Varnholt
Grundschullehrerin

Jörg Varnholt
TV-Moderator und Produzent

Als Jörg letzte Woche an einem heißen Sommertag mit dem Rad durch die Felder von der Arbeit nach Hause fuhr, fiel ihm eine ältere Dame auf, die unsicher über den Weg wankte. Ohne zu überlegen, fuhr er zu ihr hin und sprach sie an, ob sie Hilfe brauche. Sie sagte, sie habe Kreislaufprobleme. Jörg war schnell klar, dass ein Rettungswagen kommen musste. Doch der Akku seines Handys war leer und sie befanden sich mitten auf einem Feldweg, weit weg von den nächsten Häusern.

Glücklicherweise kam in dem Moment eine junge Frau vorbei, die sofort bereit war, zu helfen. Nun war die ältere Dame zwar froh, dass jemand da war, es war ihr aber peinlich, dass ein Rettungswagen kommen sollte. Sie würde es schon irgendwie alleine nach Hause schaffen und die Helfer hätten ja sicherlich noch Termine. Tatsächlich hatten sie Termine! Sie haben sich aber entschieden, Verantwortung für die Situation zu übernehmen, zu bleiben und den Notruf zu wählen.

Die junge Frau und Jörg bildeten in dem Moment eine Gemeinschaft, die für einen Wert eintrat, der ihnen wichtig war – ohne dass sie lange darüber verhandeln mussten. Dafür nahmen sie in Kauf, dass sie zu spät zu ihren Verabredungen kommen würden. Hätten die beiden genauso gehandelt, wenn sie dadurch zum Beispiel einen Flug verpasst oder einen finanziellen Ausfall gehabt hätten?

Was ist kollektive Integrität?
Im allgemeinen Sprachgebrauch kommt das Wort «Integrität» gar nicht so häufig vor, daher möchten wir den Begriff zunächst kurz definieren: Er stammt aus dem Lateinischen von integritas und bedeutet «Unversehrtheit» oder «Reinheit» – auch das Wort integrieren (etwas vervollständigen, zusammenbringen) stammt sprachlich von dieser Wurzel ab. Im Duden wird Integrität mit «Makellosigkeit», «Unbescholtenheit», «Unbestechlichkeit» und im Weiteren mit Synonymen wie «Anständigkeit», «Vertrauenswürdigkeit» und «Zuverlässigkeit» beschrieben. Bei persönlicher Integrität geht es darum, dass wir das, was wir denken, auch offen sagen und danach handeln. Das Gegenteil davon wäre Korruption.

«Kollektive Integrität bedeutet moralisch rechtschaffenes und ethisches Handeln einer Gemeinschaft auf Grundlage von Werten wie Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Respekt. Es fördert Vertrauen, Zusammenhalt und das Wohl der Gemeinschaft über persönliche Interessen.»

 

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